Von Michelle Seeling-Verbic, München/D, Herbst 2022

Im Rahmen der Berufsbildung von Erasmus+, durfte ich vom 07. bis 09.Oktober 2022 eine Ausbildung starten, die mich zu den Anfängen meiner beruflichen Ausbildung zurückführte.
„Functional Training is not sport specific Training. It ist that what makes a person more functional“
Gray Cook, kanadischer Physiotherapeut, 2010
Wie bewegen wir uns? Warum bewegen wir uns? Welche Folgen haben stundenlanges tägliches Sitzen, und das über Jahre? Neben den offensichtlichen Bereichen, wie Muskeln, Knochen, Gelenke ist noch etwas anderes maßgeblich an Bewegungen beteiligt, und zwar die Schaltzentrale, unser Gehirn. Wir funktionieren, weil wir diese Schaltzentrale besitzen und sie über Jahrmillionen gezielt weiterentwickelt haben.
Der Start dieser Ausbildung hat auf mich wie ein Déjà-vu gewirkt, ich fühlte mich zurückversetzt in meine Studienzeit, wo sich alles rund um „Funktionsgymnastik, Wirbelsäulen bzw. Rückengymnastik“ gedreht hat. Es war regelrecht ein Boom sich bei irgendeinem Verein, oder privat, seine individuellen Funktionsgymnastikübungen abzuholen.
Nach der ersten Stunde der CFT – Ausbildung wurde mir aber schnell bewusst – damals war damals und heute ist heute! Beim ersten Hinsehen und Hinhören könnte man von einer Renaissance altbekannter Trainingsmethoden und Übungen sprechen. Jedoch vertieft man sich in die Materie des neuaufgekommenen Trends des Functional Trainings, wird schnell klar, die Kehrtwende im internationalen Fitness- und Trainingsbereich ist in Europa angekommen.

Sportwissenschaftliche Untersuchungen aber vor allem Erfahrungen und Erkenntnisse vieler erfolgreicher Trainer_innen, Coaches, Ärzte und Ärztinnen sowie Physiotherapeut_innen auf der ganzen Welt haben zu einem Paradigmenwechsel beigetragen.
Ein bedeutsamer Unterschied zu vor 20 Jahren ist die veränderte Sicht auf die funktionelle Anatomie und die Errungenschaften in der Neurologie. Die Ergebnisse aus der Praxis, der Einsatz neu entwickelter Trainingsgeräte, neue und spezifische Trainingsmethoden und die Weiterentwicklung in der Lehr- und Lerntheorie von Bewegungen sind weitere Beispiele für den Entwicklungsprozess.
Ein entscheidenderer Punkt für die professionellere Arbeit von Trainer_innen heute, ist die Weiterentwicklung der Funktionsdiagnostik, die es ermöglicht, vor der Trainingsplanung die Funktionalität von Muskeln und Gelenken und deren Bewegungsmöglichkeiten festzustellen.
Bei der Ausbildung im Oktober wurden die Teilnehmenden gefragt: “Was ist Functional Training“? Obwohl wir alle vom Fach sind, hat sich nach der Einleitung des Vortragenden niemand getraut, eine Antwort zu geben, da wir wussten, sie würde nicht richtig sein!
Die Antwort lautet: „Functional Training ist im Prinzip alles, was dazu dient, Kund_innen und Athlet_innen in einen gesunden und leistungsbereiten Funktionsstatus zu bringen. Ausgehend von einer körperlichen Mindestanforderung, dem individuellen Anforderungsprofil und Ziel“.