Von Mirjam Halser, 3FWa
Eigentlich hatte ich nie geplant, mein Praktikum im Ausland zu verbringen. Ich habe zwar schonmal von Erasmus+ gehört, aber für mich war klar, dass ich in der Nähe von Graz meine Praktikumsstelle finden und jeden Tag von aus zuhause zur Arbeit pendeln, meine Arbeit vollbringen und wieder nachhause fahren würde. Das klingt doch nach einer sicheren Option, oder?
Allerdings ist nicht lange vor dem Sommer 2024 eine befreundete Familie nach Bayern gezogen. Als sie uns wieder besuchten, ist auch das Thema Praktikum auf den Tisch gekommen. Sie fragten mich, ob ich denn schon etwas gefunden habe, was ich verneinte. Daraufhin entstand zuerst eher spaßhalber die Idee, dass ich mein Praktikum doch bei ihnen in der Nähe absolvieren könnte, und ich währenddessen bei ihnen wohnen dürfte. Ich habe gemerkt, dass sie das ernst meinten, als meine Freundin mir ein paar Tage darauf einige Links zu Hotels in ihrer Nähe schickte. Zu der Zeit hat unsere Klasse das Konzept von Erasmus+ erklärt bekommen. Und da war mir dann klar, dass ich diese zwei Angebote perfekt miteinander verbinden könnte.
Ich bewarb mich sofort bei einigen Hotels. Glücklicherweise meldeten sich genau die Hotelbesitzer des Hotels zurück, welches mir am meisten zugesagt hat: das Hotel Klosterhof in Bayerisch Gmain. Zwei Wochen darauf war ich schon in Bayern, da ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wurde. Und ich wurde angenommen!
Auf einmal war der Juni auch schon da und es war an der Zeit, mich für einen Monat von meinem Zuhause zu verabschieden. Ich war nervös, da die ganze Situation neu für mich war, und ich neuen Situationen eigentlich lieber aus dem Weg gehe – aber nicht dieses Mal.
Ich wurde lieb von meiner Gastfamilie empfangen und konnte mich gut einleben, bis ich am Montag zu arbeiten begann. Eine Sache forderte für mich gleich am Anfang eine große Umstellung: Jede Woche sollte ich einen neuen Schichtplan bekommen. An den Wochenenden arbeitete ich eigentlich immer; unter der Woche hatte ich dafür an zwei Tagen frei. Die Schichten waren auch recht unterschiedlich: Es ging von 7:00 bis 15:30 oder von 11:00 bis 20:30 Uhr. Das war ungewohnt, aber mit sowas muss man in der Hotellerie rechnen.
Am ersten Tag habe ich von 8:00 – 16:30 Uhr gearbeitet. Meine Nervosität ist gleich verflogen, als ich sehr nett empfangen wurde. Mir ist gleich das Wichtigste gezeigt worden, allerdings habe ich sofort die Schnelligkeit gemerkt, mit der die Mitarbeiter ihre Arbeit verrichten. Da habe ich noch einiges lernen müssen. Am ersten Tag haben sie mir schon einige Aufgaben gegeben, wie die Tische abzuräumen, neu aufzudecken und die Gäste im Blick zu behalten. Die Schwierigkeit ist dabei gewesen, dass jeder Tisch eine Nummer gehabt hat und ich mir diese so schnell wie möglich merken musste, da z.B. auf den Omeletts, die wir nach draußen tragen mussten, nur eine Rechnung mit der Tischnummer gewesen ist. Es hat bestimmt zwei Wochen gebraucht, bis ich mir alles halbwegs merken konnte, doch bis dahin musste ich meine Kollegen fragen, oder ich habe die Speisen leider auch manchmal an einen falschen Tisch getragen. Allerdings waren zum Glück weder die Gäste noch meine Kollegen böse auf mich, wenn so etwas passiert ist. Unter uns gesagt finde ich das aber nicht schlimm, wenn das manchmal passiert, denn aus Fehlern lernt man. Dadurch werde ich zum Beispiel für immer wissen, dass die Tischnummer auf der Terrasse mit 3 oder 9 beginnen und alle Tische drinnen mit 2 beginnen.
Am zweiten Tag ist eine junge Mitarbeiterin zu mir gekommen, die ich am Tag zuvor noch nicht gesehen habe. Sie hat sich vorgestellt und mir gesagt, dass sie an den ersten Tagen auch noch nicht den Durchblick gehabt hat. Das hat mich ein Stück beruhigt. Es hat sich herausgestellt, dass sie auch 16 Jahre alt ist und gerade ihre Lehre hier begonnen hat. Es war sehr schön auch jemanden in meinem Alter dort zu haben.

Dieser Job ist in den ersten Wochen auch körperlich anstrengend: Beine, Füße und Arme tun einem schon sehr weh und man denkt sich, dass man das kaum länger schaffen wird. Doch nach zwei Wochen habe ich gemerkt, dass sich mein Körper schon langsam daran gewöhnt. Außerdem habe ich mich an meinen freien Tagen ausgeruht und lustige Dinge mit meiner Gastfamilie unternommen.
Ich möchte diesen Monat nicht mehr missen. Es war eine großartige Erfahrung, was meine Selbstständigkeit angeht. Ich musste mich in den verschiedensten Situationen beweisen und habe mich dabei auch weiterentwickelt. Es war ein wirklich lustiger Sommer, an den ich mich sehr lange erinnern werde.