Von Paula Spielhofer, 3HLWd

Das Theaterstück „Die Ärztin“ wird unter der Regie von Anne Mulleners aufgeführt und erzählt die Geschichte von einer Ärztin namens Ruth Wolff. Sie verwehrt einem katholischen Priester den Zugang zu einer 14-jährigen Patientin, die nach einer gescheiterten, selbst durchgeführten Abtreibung kurz vor dem Sterben ist. Da Ruth möchte, dass das Mädchen in Ruhe stirbt, erlaubt sie dem Priester nicht, dem Mädchen die letzte Ölung zu verabreichen, obwohl das der Wunsch der Eltern ist. Während der Diskussion, die mit einem Handy mitgefilmt wird, verstirbt das Mädchen und der Ärztin wird vorgeworfen, dass sie aus Rassismus und der Abneigung gegenüber dem Christentum gehandelt habe. Daraufhin entsteht ein riesiger Shitstorm gegen die Ärztin und viele Konfliktpunkte werden thematisiert. Meine Klasse und ich durften uns das Stück am 23.03.2023 im Schauspielhaus in Graz anschauen.
Ich finde, die Regisseurin hat in der Umsetzung des Stückes großartige Arbeit geleistet. Es werden sehr viele Themen angesprochen, die bis heute viele Menschen betreffen. Besonders gut finde ich, wie sie die Themen verpackt hat. Als Zuseher:in hatte man nicht das Gefühl, dass irgendjemand durch das Stück verletzt oder diskriminiert werden soll, beziehungsweise dass das Stück sich auf eine Seite stellt, sondern eher, dass alle Bereiche und Sichtweisen neutral gezeigt werden sollen, trotz der Anschuldigungen und Konflikte.
Die schauspielerische Leistung von Henriette Blumenau als Tom Hartmann und im Speziellen die von Sarah Sofia Meyer als Ruth Wolf ist überwältigend. Meyer schafft es, die verschiedenen Emotionen ihrer Rolle so gut zu verkörpern, dass es einem vorkommt, als würde sie genau das durchleben, was ihrer Rolle widerfährt, als ob sie es gar nicht spielen würde. Ebenso liefert Blumenau eine gute Performance ab, ihre Rolle im Stück ist ein Mann, was sie durch ihre Körpersprache und Ausdrucksweise gut erkennbar macht. Nicht zu vergessen ist die großartige schauspielerische Leistung von Mathias Lodd, der den Vater beziehungsweise den Pfarrer spielt. Insbesondere in der Rolle des Vaters zeigt er so starke Emotionen, dass es einen buchstäblich in den Bann zieht und man beim Zusehen seine Trauer am ganzen Körper spürt.
Etwas ganz Neues für mich waren die projizierten Videos auf die Säulen des Bühnenbildes, die in kurzen Frequenzen immer wieder abgespielt werden. Ich finde es immer spannend, wie man es in einem Theaterstück umsetzt, wenn man eine Rückblende darstellen möchte. Diesen Lösungsweg finde ich einmalig und auch interessant.
Kurz gesagt: Ich fand das Stück wirklich fantastisch.