Von Carmen Ederer

Als Lehrer:in ist man ständig gefordert, sein eigenes Arbeiten zu reflektieren und neu zu gestalten, denn die Gesellschaft und die Welt sind ständig in Bewegung. Erasmus+Seminare bieten großartige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung, zum Lernen voneinander und zum Kennenlernen anderer Ansätze.

Das Seminar „Einführung in das finnische Schulsystem“ in Helsinki bot mir die Möglichkeit, neue aber auch alte Gedanken und Ansätze zu (re-)aktivieren.

„See the good“ ist ein Ansatz, um Schüler:innen und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Bei all unserem Bestreben, Schüler:innen zu bilden, vergessen wir wohl auch oft, das Gute zu sehen. Häufig sind die „Verbesserungen“ nur klein und wir tendieren dazu, sie zu übersehen, weil die:der Schüleri:n noch immer nicht dort ist, wo wir sie/ihn gerne hätten. Positiv zu verstärken ist nicht unbedingt unsere Stärke, aber sollte es sein.

Das richtige Mindset ist der Ausgangspunkt für Erfolg. „Lehrer:innen sind Experten“, diese finnische Einstellung hilft durchaus dabei, sich im Beruf wohl und wichtig zu fühlen und gibt die notwendige Energie, mit aller Kraft an der Bildung von jungen Menschen zu arbeiten und das oft gehörte Vorurteil „Lehrer:innen wollen nur lange Ferien“ zu ignorieren.

Persönlichkeitsentwicklung ist ein wichtiges Konzept für Wachsen und Gedeihen. Da stimmen wir ja durchaus überein, aber wie oft drängt uns unser Arbeitsplan für die Stunde, zu ignorieren, dass erfolgreiches Arbeiten eine solide Basis braucht, nämlich eine Atmosphäre des Vertrauens und des Wohlbefindens. Die Kompetenzen und das Handwerkszeug zum Aufbau solch einer tragfähigen Grundlage müssen wir Lehrer:innen uns leider eher alleine und nebenbei aneignen.

Das richtige Mindset, Wertschätzung, Empathie, Höflichkeit und Respekt – das sind einige Aspekte, die im finnischen Schulalltag eine große Rolle spielen und auch im österreichischen Schulalltag wesentlich verstärkt werden müssen, auch wenn es am Ende der Unterrichtsstunde scheint, als man habe nichts unterrichtet, keinen Prüfungsstoff vermittelt. Aber etwas bewirkt zu haben, etwas zum Guten gewendet zu haben ,ist nachhaltig und wertvoll. Wir dürfen nicht vergessen, dass (junge) Menschen keine Maschinen sind, die programmiert werden müssen, sondern Wesen, die man begleiten darf.