Von Liliana Koß

Einen Tag nach dem Zeugnis startete meine Reise nach Luxembourg, um genauer zu sein, nach Luxembourg Stadt. Für alle, die sich jetzt denken, noch nie davon gehört und wo bitte schön liegt denn das, kommt die Aufklärung hier: Das Großherzogtum Luxembourg ist ein Zwergstaat zwischen Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Union. So wie das Land heißt auch die Hauptstadt, nämlich Luxembourg.
Mein Praktikum absolvierte ich in der Hostellerie du Grünewald, in einem 4-stern Designhotel als Rezeptionistin. Schon nach drei Tagen saß ich zum ersten Mal ganz alleine hinter dem Front Desk. Zu meinen Aufgaben gehörten nicht nur die üblichen Tätigkeiten einer Rezeptionistin, wie zum Beispiel der Check-In oder Check-Out, sondern auch die Betreuung des Frühstücks und die Kontrolle der Zimmer.

Gewohnt habe ich während dem ganzen Aufenthalt im Haus. Das Hotel verfügt über eine Gemeinschaftsküche, in der die Bewohner_innen aus jedem Zimmer einen eigenen kleinen Kühlschrank und ein Fach besitzt, welches man auch absperren kann. Hatte ich also keine Lust auf das Personalessen (original französische Fleischzubereitung: 1mm angebraten, der Rest roh) konnte ich mir jederzeit selbst etwas kochen.

Eech schwätze kein Letzenbourgisch!
In Luxembourg gibt es drei Amtssprachen: Deutsch, Französisch und Luxembourgisch. Die Luxembourger_innen zu finden, war schwierig, da rund 75 Prozent der Einwohner_innen keine Luxembourger_innen sind. Grundsätzlich wird man in den meisten Geschäften auf Französisch angesprochen, da hier meist „Ausländer_innen“ arbeiten und auch damit gerechnet wird, dass jemand deutsch kann. Jedoch müssen in alle öffentlichen Einrichtungen und den Öffis die Mitarbeiter_innen alle drei Sprachen beherrschen.
Neben meiner Chefin war ich die einzige Person vom Personal die deutsch sprach (daher war es auch immer meine Aufgabe, die Softwarefirma in Deutschland anzurufen, wenn die App für die Rezeption nicht funktionierte). Nicht immer einfach, wenn der Rest Franzosen (der Erzfeind der Franzosen sind die Fremdsprachen), Belgier oder Portugiesen sind und nur die Hälfte davon Englisch kann. Dafür waren meine Kolleg_innen sehr verständnisvoll und geduldig mit mir und haben mir sehr dabei geholfen, mein Französisch zu verbessern, auch wenn sie manchmal Sätze dreimal wiederholen mussten bis ich etwas verstanden habe. Doch ohne Fleiß kein Preis und mittlerweile verstehe ich schon sehr viel mehr als vor meinem Praktikum.

Zwischen Parks, Museen und dem UNESCO Weltkulturerbe
Meine Freizeit verbrachte ich damit Luxembourg zu erkunden. Ich hatte keine genauen Vorstellungen was mich erwartet und bin daher einfach losgezogen um mir mein eigenes Bild zu machen. Billig ist die Stadt auf keinen Fall, das war mir von Anfang an klar. Positiv beeindruckt war ich dafür von der Sauberkeit und den unzähligen Spazierwegen, schön gepflegten Parks und den vielen Grünflächen, die unter der Bevölkerung sehr beliebt sind. Während der Mittagszeit sowie am Sonntag war es nicht immer einfach ein Bankerl für sich zu finden. In der warmen Sommersonne zu sitzen, ein Eclair (eine längliche, französische Mehlspeise) zu genießen und dabei noch in einem guten Buch schmökern war auf jeden Fall einer der angenehmsten Arten meinen freien Tag zu nutzen.
Ein weiterer Vorteil war, dass alle Öffis (Bim, Bahn, Bus) für unter 20-Jährige gratis sind und auch die Museen keinen Eintritt für Studierende verlangten. Im Sommer veranstaltet die Stadt auch immer wieder gratis Freiluftkonzerte oder ähnliche Events. Ende August findet auch immer der berühmte „Schober Fouer“ statt, ein Jahrmarkt, vergleichbar mit unserer Frühjahrsmesse, nur viel größer und internationaler.

Gäste aus Frankreich, Deutschland und Belgien reisen nur dafür an um den Fouer zu erleben.
Zwei meiner Ausflüge führten mich in die angrenzenden Nachbarstaaten, nämlich nach Metz (Frankreich) und Trier (Deutschland). Mit dem TGV erreichte ich Metz, eine schöne Stadt an der Mosel und mit einer großen Kathedrale in nur 40 Minuten. Auch die Römerstadt Trier war keine 50 Minuten weit entfernt. Überraschend günstig waren die Bus- bzw. Zugtickets.
Rückblickend kann ich sagen, dass Luxembourg sich bestens dafür eignet, sein Französisch zu verbessern. Auch wenn es nichts typisch Luxembourigsches gibt, sehenswert ist es allemal.