Von Johanna Pflüger

Fast jeder kennt die Gruselgeschichte von einem Mann namens Graf Dracula. Die meisten wissen auch, dass diese Geschichte in Rumänien spielt. Genau dort verbrachte ich ein Monat meiner Sommerferien und absolvierte den Großteil meines Pflichtpraktikums.
Die Frage, wie ich darauf kam, alleine in ein Land zu reisen ohne die Sprache zu können, irgendeinen Bezug zu dem Land zu haben, oder ein besonderes Interesse, wurde mir schon im Vorhinein oft gestellt. Es stimmt, dieses Land war nicht meine erste Wahl. Im Herbst 2017 stand für mich eigentlich nur eines klar: Ich will ein Auslandpraktikum machen. Über Umwege bekam ich bald darauf die Chance in einem Museum mit dazugehörigem Denkmal für die Opfer des Kommunismus vier Wochen lang mitzuarbeiten. Natürlich hatte ich immer noch die Möglichkeit „nein“ zu sagen, aber irgendwie hat es mich gereizt. Ich hatte bis dato noch nicht viel über den Kommunismus gelernt, und ich bin grundsätzlich davon überzeugt, dass Vorurteile wie „Rumänen bestehlen einen und sind kriminell“ an der Nase herbeigezogen sind. Man muss ja ehrlich sein, ich hatte nie das beste Bild von Rumänien, aber ich war ja auch noch nie dort. Im August 2018 habe ich dann Eindrücke gewinnen können, und wie schon erwartet: Jede_r Einzelne war höflich, nett und vor allem hilfsbereit.
Wenn man mit einer positiven Einstellung auf Menschen zugeht, kommt meistens etwas Positives zurück. Zusätzlich zu der positiven Einstellung gegenüber einem mir zuvor fremden Land, habe ich auch tolle Erfahrungen sammeln können.

Meine Aufgabe in dem Museum in Sighetu Maramatie, im Norden Rumäniens, war es hauptsächlich, nicht rumänisch sprechende Besucher_innen anzusprechen, sie zu fragen woher sie kommen und ihnen dann in entweder auf Deutsch, Englisch, Italienisch, oder Französisch eine kurze Einführung zu geben. Ich spreche weder Italienisch noch Französisch fließend, aber ich habe mir mit der Zeit die grundlegenden Sätze wie „Dort finden Sie das WC“, oder „Dies ist eine ehemaliges politisches Gefängnis“ angeeignet. Für für mich nicht beantwortbare Fragen standen mir immer meine Arbeitskolleg_innen, mit welchen ich mich auf Englisch verständigt habe, zur Seite. Die Angst etwas grammatikalisch Unkorrektes zu sagen verfliegt in dem Moment, in dem man dringend etwas braucht. Außerdem, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es noch leichter fällt sich auf z.B. Englisch zu verständigen, wenn auch das Gegenüber eine andere Muttersprache hat, einfach weil der Andere nicht merkt, wenn man etwas Falsches sagt. Wenn beide Seiten kommunizieren wollen, schafft man es immer, sogar wenn man sich nicht mündlich verständigen kann. Egal wie herausfordernd und beängstigend es im Vorhinein war, in dem Moment, in dem ich in Rumänien ankam, lief alles gut. Ich hoffe, ich konnte hiermit ein wenig motivieren, etwas ganz Neues und Fremdes auszuprobieren.
