von Naima Ba

Die FUNDAÇÃO CALOUSTE GULBENKIAN ist eine Organisation, die ihrem Namensgeber Calouste Gulbenkian gewidmet ist, einem Ölforscher, Geschäftsmann und Kunstsammler mit armenischen Wurzeln. Mit seiner eindrucksvoll großen Kunstsammlung ruft er besonders in Portugal großen Stolz hervor. Schon das Gebäude, in dem ein Teil des Museums und der Hauptsitz der Einrichtung untergebracht sind, reflektiert das Image der Institution und den Wunsch des Gründers, Kunst und Natur zu vereinen. Die riesige Anlage, in der sich die Privatsammlung des Gründers, weiters eine zeitgenössische Ausstellung, eine Bibliothek, ein Amphitheater, mehrere Cafés, einige Konferenzräume und sogar ein kleines Kino sowie die Organisation selbst befinden, ist harmonisch umgeben von einer wunderschönen Parkanlage. So viele Enten wie dort gibt es sonst kaum, aber auch kaum so viele ruhige Plätze mitten im regen Treiben einer so großen Stadt wie Lissabon; Deshalb wird der Park sehr gerne von Student*inn*en zum Lernen, von Familien zum gemeinsamen Picknick oder ganz einfach nur zum Relaxen genutzt.

Calouste Gulbenkian wird in Portugal wie ein Nationalheld gefeiert und so war es meinen Kolleg*inn*en ein großes Anliegen, mir diesen außergewöhnlichen Menschen zu präsentieren: Ich  verbrachte die ersten zwei Tage damit mir Wissen über Calouste Gulbenkian zu erarbeiten.

Die Portugiesen sind sehr stolz und daher war es meinen Kolleg*inn*en ein weiteres Anliegen, mir ihre Kultur näherzubringen.

Zu Beginn war ich sehr gefordert, nur in Englisch und Portugiesisch zu kommunizieren, aber mein Sprachverständnis hat sich laufend verbessert und es wurde  einfacher die Portugiesen und ihre Mentalität zu verstehen. Vor allem in Portugiesisch konnte ich mich gegen Ende hin recht gut verständigen und anfallende Aufgaben recht selbstständig erledigen. Nach diesem Monat in der Fundação kann ich sagen, dass ich sehr viel gelernt habe, was selbstständiges Arbeiten betrifft

Sehr angenehm war auch das andere Arbeitsklima, das dort herrschte: zwei Stunden Mittagspause und Verdauungsspaziergänge durch den Garten – bei herrlichem Wetter.

Maria Helena, Leiterin des Bereichs Portugiesische Sprache und Kultur, gab sich sehr viel Mühe, dass es mir an meinem Arbeitsplatz in der Fundação gut geht und sie führte mich höchstpersönlich durch die Räumlichkeiten, durch eine Ausstellung und nahm mich zu Meetings mit. Oft – beim gemeinsamen Kaffee – klärte sie mich über die Organisationsstrukturen auf und betonte das Ziel der Fundação: Wissen zu verbreiten und die Lebensqualität durch die Bereiche Kunst, Wissenschaft, Wohltätigkeit und Bildung zu verbessern. Dies war für mich auch der interessanteste Part: die gewählten Strategien zur Umsetzung der definierten Ziele.

Meine Aufgabe war es, den Jardim de verão mitzuorganisieren und  zu realisieren. Das war nicht immer ganz einfach, denn klarerweise hatten die Vorbereitungen schon viel früher begonnen. So kam es dazu, dass ich teilweise auch spät am Abend und samstags arbeitete… aber das machte nichts, denn natürlich bekam ich dafür an anderen Tagen frei und ich hatte etwas mehr Zeit um das Programm zu genießen.

Der Jardim de verão (Summer Garden) findet einmal im Jahr von Mitte Juni bis Ende Juli statt und sein vielfältiges Programm beinhaltet Filme, Konzerte, Lesungen, Workshops und Gespräche mit Expert*innen zum (diesjährigen) Thema „Tudo se desmorona“ (Alles fällt auseinander) – Kulturelle Auswirkungen des ersten Weltkriegs in Portugal. Das Thema bezieht sich jedes Jahr auf das Museum und die Fundação und das Programm umfasst die verschiedenen Spartenbüros (Tanz, Schauspiel, Film,…). In einer so großen Einrichtung ist das gemeinsame Arbeiten die Basis und das wurde mir erst dort so richtig bewusst. Einige Male durfte ich auch bei Meetings der Spartenbüros dabei sein und selbst wenn es sprachlich nicht immer einfach war, so halfen mir meine Vorkenntnisse aus dem Kulturmanagement-Unterricht, die Inhalte der Meetings zu verstehen.

Besser denn je habe ich hier verstanden, wie die Organisationsstrukturen einer Kulturinstitution funktionieren und was es bedeutet, Teil einer solchen Fundação zu sein. Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich im Bereich Kulturmanagement sehr viel dazugelernt habe und ich meine Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen definitiv vertiefen und erweitern konnte, nicht nur theoretisch, sondern vor allem praktisch. Dieses Praktikum war eine einzigartige Chance mich – nicht nur beruflich, sondern auch um mich persönlich weiterzuentwickeln.