3 Jahre Schrödi, 3 Nächte Vrsar, 3 Wünsche an die Zukunft
Die Schrödinger ist für die meisten Schüler:innen der 3FWb gar nicht weit entfernt: Rajana schlafwandelt nur fünf Minuten von zuhause aus (dass sie trotzdem manchmal zu spät kommt, steht auf einer anderen Seite des Internets – nämlich WebUntis), Claudiu muss schon doppelt so lange spazieren und Yannis hat’s von Feldkirchen relativ weit, aber seit Kurzem einen Führerschein und wie sich deshalb erstmal Autofahren für ihn anfühlt, weiß man eh. Sogar Sarina, die in einer an ihren Augenringen messbaren Frühe aus St. Bartholomä im Postbus anreitet, könnte theoretisch mit dem Rad fahren, wenn man den rennradverliebten Klassenvorstand fragen würde, was niemand tut. Aber Herr Kutej hat’s Sarina verlässlich jedes Mal gesagt, wenn sie zu spät gekommen ist. Also der Großteil der Klasse braucht vielleicht eine halbe Stunde. Nur summieren sich Minuten und Stunden. In den drei Schuljahren, die die Klasse in die Schrödinger gependelt ist, werden sie zu vielen – die im Durchschnitt fünfzehn Kilometer werden multipliziert mit den circa 550 Tagen weit: einmal Washington D.C. zum Beispiel. Dagegen wirkt die Reise an die kroatische Adria kurz.
Fünf Stunden bräuchte man nach Vrsar, wenn man von der Pause, in der die Begleitlehrer:innen Elisabeth Kelz und Florian Kutej ausgiebig im Supermarkt über die richtigen Nudeln zum Trüffelpesto philosophierten, absieht. Aber fünf Stunden auf einem Platz sitzend verwandeln sich für manche in 300 Minuten oder 18.000 Sekunden und dann fängt die eine oder der andere wie im Deutschunterricht im Hundertstelbereich zu zählen an. Und so ein Bus läutet dir nicht das (Stunden)Ende ein, auch wenn du fragst, wann wir endlich da sind, weil im Tunnel dein Maps nicht mehr funktioniert. Pausen gibt’s zum Glück trotzdem: Am Weg nach Kroatien sogar Eispausen und Muscle-Up-Pausen und beinahe die Kopfhörer-verlieren-Pausen, auf Autobahnparkplätzen von denen sich weit blicken lässt. Und das ist dann eine ganz kleine Zahl für manche gewesen: das erste Mal, wenn auch nur über den Zaun, aufs Meer schau‘n.
Der Blick muss auch für einen ordentlicher Spaziergang, der innerhalb des Campingplatzes in Vrsar gewartet hat, entschädigen. Obwohl alle wissen, dass Bahaara Wandern grundsätzlich verabscheut, obwohl alle bepackt sind, als würden sie um eine Dauercampingkarte ansuchen und obwohl – nein, der Weg ist sogar deshalb so lang gewesen – alle hin zum Meer laufen, statt nach rechts zu den Mobile Homes, schleppt sich die 3FWb-Karawane in seltsamen Linien durch die weitläufige Anlage.


Aber wer so weit gekommen ist, wer’s schon bis zur Abschlussreise geschafft hat, der hält auch einen verschwitzten Umweg aus, „dank Resilienz und anderen Selbstkompetenzen“ – auf den letzten Metern fruchtet der PEK-Unterricht aus der ersten Klasse, von dem bis zu diesem Zeitpunkt alle annahmen, dass er „sich nichts bringt“ dann doch noch einmal. So kommen wir nach einer halben Stunde Weg, für den man auch nur fünf Minuten brauchen kann, an, mit langen Armen, nassgeschwitzt aber einigermaßen okay.
Nachdem alle mehr oder weniger ausgepackt, Grundbedürfnisse versorgt und sich in der überraschend luxuriösen Behausung (Stichwort Geschirrspüler) zurechtgefunden haben, spazieren wir ans Wasser. In der Hauptsaison muss dieser Campingplatz wurdeln vor vorübergehenden Bewohner:innen und die Bucht zischen, wenn sich die sonnenbeheizten Körper in die Fluten lassen. Aber es ist Mai, also sehen wir der Sonne allein beim Untergehen zu, lassen Steine übers Meer flitzen und spazieren entlang der Küste. Möwen krähen (oder so) gelegentlich. Es ist richtig schön.
Der nächste Morgen ist dem Ausschlafen und Erholen verschrieben. Wer will, geht ins Meer oder in einen der Pools, fährt Tretboot oder spielt Beachvolleyball. Yannis, Kadir und Claudiu stellen recht schnell fest, dass man in den großen Pool der Anlage eigentlich nicht will – das Wasser ist kälter als das Meer. Mit ein wenig Ermutigung klappt’s aber doch und sie springen zumindest kurz ins kühle Nass. Beim Beachvolleyball zeigen Sara und Luka Körpereinsatz und die Bereitschaft zum Zusammenarbeiten. Und Tretboote unterhalten die übrigen so lange das Geld für die Miete reicht.


Am frühen Abend essen wir in Vrsar und besichtigen das Städtchen. Hier ist verhältnismäßig viel los, das Essen schmeckt (den meisten) und auch sonst passt die Stimmung, die wir zum Campingplatz mitnehmen: Wir versammeln uns nochmal am Strand und lassen Isabel hochleben, die ihren 18. Geburtstag mit uns und einem ordentlichen Sonnenbrand feiert.
Der Mittwochmorgen und sein Programm – Yoga oder Laufen – wird dann eher zum Vormittag mit zartem Yoga und bis zum Meer Gehen. Aber das Highlight steht ohnehin am späten Nachmittag an: Auf einem Piratenschiff suchen und finden wir Delfine in ihrem natürlichen Habitat, ganz passend zu den meeresbiologischen Ausführungen von Frau Kelz. Auch diese Bootsfahrt ist für viele eine Premiere und für manche eine echte Überwindung, aber wieder merken wir, gemeinsam bekommen wir auch die Angst vor dem offenen Wasser in den Griff.
Wie jeden Abend finden wir uns schließlich am Strand ein, diesmal zu einem kleinen Ritual, bei dem wir reflektieren, was wir an drei Jahren Schrödinger zurücklassen und was wir uns für die Zukunft wünschen. Und dann steht eigentlich nur mehr ein gemeinsamer Abend an: kochen, Karten spielen, tratschen und Herrn Kutejs Kochkünste überprüfen, nebenher sollte auch gepackt werden.
Der letzte Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück und klassentypischem Stress – wir sind spät dran, eine Möwe hat ein Müllsackerl zerlegt, aber wir schaffen es doch noch rechtzeitig zum Bus und kommen am Nachmittag müde, aber einigermaßen bereit für die Abschlussprüfung, in Graz an.



