Von Bettina Pflug

Juni 2020: Der erste Lockdown ist vorbei, die Schulen öffnen wieder und die Klassen kommen in halbierter Stärke zurück in die Schule. Die andere Hälfte arbeitet zu Hause. Wie also die Zeit gut, produktiv und lustvoll verwenden? Da kommt der Aufruf gerade recht: „Verlass die üblichen Pfade schulischer Textsorten. Sei verwegen, sei mutig, sei Du!“ Texte Wien lädt zum Schreibwettbewerb mit dem Thema „Mut/Unmut/Übermut“ und die 2HLWc macht mit. Die ersten Überlegungen und Entwürfe entstehen und der Juni 2020 ist der Monat des Schreibens.

September 2020: Die Schule beginnt wieder. Normal, im gewohnten Betrieb. Die Wettbewerbstexte der 2HLWc haben einen Sommer lang geruht und mit dem nötigen Abstand, der einen kritischen Blick auf das selbst Verfasste ermöglicht, werden die Texte nun in der 3HLWc überarbeitet. Und dann die Entscheidung: Reiche ich meinen Text ein? Sechs Schülerinnen wagen es, ihre Texte werden auf https://texte.wien veröffentlicht und stehen zur Wahl.

Oktober 2020: Eine Mail erreicht die Schule: „Wie Sie wahrscheinlich wissen, haben einige Ihrer Schülerinnen am diesjährigen Kreativschreibwettbewerb Texte. Preis für junge Literatur teilgenommen. Wir veranstalten nun speziell für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Steiermark am 30. Oktober um 19 Uhr im Literaturhaus Graz eine Lesung einer Auswahl dieser Texte. Ich darf Sie ersuchen, Ihre Schützlinge zu motivieren, dieser Lesung beizuwohnen, und würde mich natürlich sehr freuen, Sie persönlich begrüssen zu dürfen. Die bekannte Grazer Schauspielerin Klaudia Reichenbacher wird lesen.“

Freude, Neugier, Aufregung. Besuch der Lesung. Die letzte Möglichkeit, eine Veranstaltung zu besuchen, bevor der neue Lockdown in Kraft tritt. So schließt sich ein Kreis.

Statements zur Lesung:

Es ist beeindruckend, was man mit etwas Musik und verschiedenen Stimm- und Gefühlslagen, beim Vorlesen eines Textes mit dem Text machen kann. Ich zum Beispiel hätte meinen Text ganz anders vorgelesen und betont. […] Zusätzlich ist es auch ein cooles Gefühl gewesen, dass eine fremde Frau meinen selbstgeschriebenen Text vor anderen Leuten vorliest. Zuerst war es mir ein bisschen peinlich, aber dann habe ich es genossen, meinen Text zu hören.
Sophie Purkarthofer

Meinen und die anderen Texte professionell vorgelesen zu bekommen, ist ganz was anderes. Ich finde die Texte kommen ganz anders rüber, als wenn man sie selber lesen würde. Seinen eigenen Text so vorgelesen zu bekommen war zuerst ein bisschen komisch, aber nach ein paar Sätzen war es dann echt cool.
Hannah Braunegg

Da ich manche Mitschüler_innen sehr gut kenne und nun ihre Texte gehört habe, habe ich sehr überraschend gefunden, wie viel Wahrheit sie miteinbezogen haben.
Elena Minichberger

Als mein Text vorgelesen wurde, wurde mir warm ums Herz. Seine eigene Geschichte dort oben auf der Bühne zu hören, war für mich schon etwas Besonderes, und für meinen Papa sicher auch. Dieses Gefühl kann ich nicht beschreiben, ein paar Tränen standen mir da schon in den Augen.
Katharina Lösch