Artikel von Lisa Ertl, 3HLKa
Fotos von Jessica Fitz, 3HLKa
Film Rise – so lautet der Titel unseres ersten selbstproduzierten Films. Genauer genommen entstand unser Kunstwerk im Rahmen eines dreitägigen Workshops in Zusammenarbeit mit der Wiener Filmemacherin Viktoria Schmid. Viktoria Schmid präsentiert eines ihrer Kunstwerke – W O W – zurzeit in „Was vom Kino übrig blieb“ im Grazer Künstlerhaus. Die HLW Schrödinger – und diesem Fall auch das Künstlerhaus – kooperieren bereits seit einigen Jahren mit der Diagonale, dem Festival des österreichischen Films.
Exposé
So wird eine Vorstufe des Drehbuchs genannt. Im Exposé wird die Handlung eines Films grob beschrieben und vorbereitet.
Diese Phase des Filmemachens könnte auch den ersten Tag unseres Workshops beschreiben. Das Ziel dieses Workshops war es, in die Rolle von Kulturvermittler_innen zu schlüpfen, und zwar im Künstlerhaus im Rahmen der Ausstellung „Was vom Kino übrig blieb“.
Viktoria führte uns durch die Ausstellung, wo von Requisiten über Fotografien, analogen Filmen bis zu Installationen alles dabei war. Jede Arbeit wurde genau besprochen und inspiziert. Dabei ließen wir, die 3HLka, kein Detail außer Acht. Denn um in die Rolle von Kulturvermittler_innen zu schlüpfen, muss man das Kunstwerk voll und ganz verstehen. Was könnte der Künstler oder die Künstlerin damit meinen? Oft war es schwierig, sich den Arbeiten anzunähern, die Bedeutung einer Arbeit zu erkennen, da sie zum Teil sehr abstrakt waren. Doch in der Kunst gibt es kein richtig und falsch.
Am Nachmittag probierten wir verschiedene Techniken aus, die, bevor das Kino erfunden wurde, Bilder zum Laufen brachten. Dabei haben wir mit Gummibändern, Filmrollen und vielen anderen Materialien gearbeitet.
Die fertigen Ergebnisse ermöglichten optische Täuschungen und es machte sehr viel Spaß, diese auszuprobieren. Später wurden diese Frühformen auch in „Was vom Kino übrig blieb“ ausgestellt und waren somit Teil der Ausstellung.
Treatment
Um bei der Fachsprache des Films zu bleiben, kommen wir nun zu Tag zwei unseres Workshops. Das war für die meisten aus unserer Klasse der lustigste Tag, denn hier konnten wir unserer Kreativität freien Lauf lassen. Wie oben bereits erwähnt, ist Viktoria Schmid Filmemacherin. Sie arbeitet hauptsächlich mit analogem Film – ziemlich altmodisch, oder? Nein, sagt die 3HLKa!
Viktoria filmte nämlich diverse Landschafts- und Stadtszenen in und rund um Wien. Sie brachte uns diesen analogen Film mit und wir „verschönerten“ ihn mit Nagellack, Folienstiften, Salz und anderen Materialien. Kleine Muster, Figuren oder einfach nur nach Lust und Laune drüber malen, alles war erlaubt. Viktoria brachte sogar ihren eigenen Projektor mit, auf dem wir dann die erste Version unseres analogen 16mm-Films anschauten.
Danach dasselbe Spiel noch einmal, dieses Mal jedoch auf leeren Filmstreifen. Hier sind kurze Liebesgeschichten entstanden, lustige Animationen oder einfach nur willkürlich ausgewählte Muster und Figuren.
Dazwischen erzählte uns Viktoria immer wieder spannende Geschichten zum Thema Film und wie sich dieser im Laufe der Zeit verändert hat. Um nochmal an das Thema Kulturvermittlung anzuknüpfen: Damit man als Guide in einem Museum arbeiten kann, braucht man fundiertes Hintergrundwissen. Denn nur so kann man erzählen und nicht einfach nur seinen Text runterreden.
Das fertige Ergebnis wurde noch mit einem Titel und passender Musik unterstrichen und dann vorgeführt. Wir alle waren begeistert und richtig stolz auf unser Kunstwerk. Niemand hat gewusst, was dabei rauskommen würde, aber wir waren alle positiv überrascht.
Drehbuch
Das Drehbuch ist die detaillierte Fassung des Exposés. Hier wird jeder Handgriff, jede Bewegung der Schauspieler_innen, jede noch so kleinste Veränderung dokumentiert. Dieser Begriff spiegelt den letzten Tag wider, das Grande Finale sozusagen. Alle waren aufgeregt, jeder versuchte so frei wie möglich zu erzählen, wir „probten“ unsere Führung noch ein letztes Mal.
Dann endlich war es so weit. Um 12:00 Uhr kam die erste Schulklasse ins Künstlerhaus, genauer gesagt die Internationale Klasse der HLW Schrödinger. Das Besondere an dieser Klasse ist, dass diese aus geflüchteten Jugendlichen besteht, die gerade Deutsch lernen und die Sprache daher noch nicht einwandfrei sprechen und verstehen. Dementsprechend mussten auch das Sprachniveau und die Art zu präsentieren unsererseits angepasst werden.
Die Führung begann mit einer herzlichen Begrüßung und ging weiter in den Keller des Hauses, wo wir unsere selbst gebastelten Frühformen (Thaumatrop, Phenakistoskop und Zoetrop) und unseren selbst produzierten Film vorstellten. Dann wurde die eigentliche Ausstellung vorgestellt. Nationale und internationale Künstler_innen wie Johann Lurf, Eric Rondepierre, Viktoria Schmid oder Michaela Schwentner prägten die Ausstellung.
Nach insgesamt drei Führungen und einer Feedbackrunde war der Workshop leider schon wieder zu Ende. Egal ob Schüler_innen, Lehrer_innen oder geführte Klassen – alle waren begeistert. Ein Workshop dieser Art war sowohl für uns Schülerinnen der 3HLKa als auch für unserer Professorinnen Neuland, aber wir haben ihn bravourös gemeistert. Diese drei Tage waren ein riesen Spaß für uns alle.
Zum Schluss bleibt eigentlich nur noch ein großer Dank an Viktoria Schmid, an die Diagonale, das Künstlerhaus und KulturKontakt Austria auszusprechen, die diesen spannenden Workshop ermöglicht haben.