Von Paul Prettenthaler, 5HLWc

So unvorstellbar es anhand des Titels auch klingen mag, hat es Nikolaus Habjan, 35-jähriger Regisseur, Puppenspieler und Kunstpfeifer geschafft, ein heikles Thema mithilfe von Puppentheater für jedermann aufzuarbeiten.
Der Zweite Weltkrieg und die Misshandlungen von Menschen in Konzentrationslagern und Versuchsanstalten werden von vielen Künstlerinnen und Künstlern bewusst nicht thematisiert. Sei es die Angst vor schlechter Rückmeldung aufgrund des Themas, welches in unserer Gesellschaft bis heute noch immer mit großer Vorsicht behandelt wird, oder einfach das Fehlen des eigenen geschichtlichen Hintergrundwissens, um ein solches Thema zu behandeln. Nikolaus Habjan lässt all diese Gedanken vergessen und zaubert mit seinem Stück „Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig“ ein wahres Meisterwerk auf die Bühne.
Mit gekonntem Wechsel der Schauplätze in dem Theaterstück erzählt der Regisseur die Lebensgeschichte von Friedrich Zawrel, der in seiner Kindheit am Spiegelgrund in den Versuchsanstalten während des NS-Regimes war und auch im weiteren Verlauf seines Lebens immer wieder mit den Geschehnissen von damals in Verbindung gerät. Das Stück basiert auf den wahren Erzählungen von Friedrich Zawrel selbst und genau die Gespräche, die Herr Zawrel und Herr Habjan im Vorfeld miteinander gehabt haben, bilden nachgespielt auf der Bühne die Grundlage des Stückes.
Mithilfe der Puppen, hinter denen Nikolaus Habjan eigenen Angaben zufolge versucht zu verschwinden, gelingt es ihm eine gewisse Distanz zu erzeugen, obwohl man gelichzeitig großes Mitgefühl verspürt. Weiters nutzt der Puppenspieler die Bühne auch gleich, um die Geschehnisse der damaligen Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und um zur historischen Bildung der Gesellschaft beizutragen.
Dieses Theaterstück ist eine hervorragende Aufarbeitung historischer Ereignisse in einem, für das Thema, relativ verständlichen und leicht zu verarbeitenden Kontext. Nicht zuletzt wegen der oben genannten Gründe, sondern auch vor allem wegen der unglaublichen schauspielerischen Leistung von Nikolaus Habjan enden die meisten Vorstellungen dieses Stückes – so auch die von uns am 09. November 2022 besuchte – mit Standing Ovations. 

Von Verena Wiesenhofer, 5HLWc

Innerer Monolog Heinrich Gross
Also kömma bitte das ganze Trara um dem Spielgrund vergessen? Des kanns ja ned sein, dass mir des immer und immer wieder vorgeworfen wird! Irgendwelche Deppn haben des rausgfunden und wulln mir meine Auszeichnung wegnehmen! I man, hobns an Duscha? Die ganze harte Arbeit soll umsonst gwesen sein, nur weil i a paar dieser minderwertigen, nichts zu gebrauchenden Kinder von unserem Land befreit hab? Niemand hätt sie vermisst! Was hätt man sonst mit ihnen anstellen sollen? Es war das einzig Richtige, sie von ihrer Fortpflanzung abzuhalten und wegzusperren. Ausgerottet gehören sie! Bis aufs Letzte! Da kann man sich dann doch noch wenigstens an ihnen bedienen. Mein Abzeichen wegnehmen?!?! Tss. ICH habe etwas Nützliches gemacht! ICH habe einen Sinn aus diesen nichts zu gebrauchenden Geschöpfen gemacht! Menschenforschung ist doch wichtig! Mit Tierforschung kommt man nicht weit. Was ist denn so verwerflich, wenn ich unserem kleinen Land etwas Gutes tun will? Bejubeln sollen sie mich! Was fällt ihnen ein, mich als den Bösen darstellen zu lassen?!?
Und dann ist da noch dieser Rotzlöffl. Wie heißt er nochmal? Ferdinand? Felix? Friedrich? Ja! Friedrich. Jedes Kind rutscht mir den Bugl owi, außer dieser Bengl. Keine Manieren oder Respekt hatte er. Immer Probleme bereitet und herumgeschrien. Hätte ihm des Spritzerl geben sollen, als ich noch konnte. Jetzt is er draußen und darf in der Öffentlichkeit rumspazieren. Eine Frechheit! Er gehört eingesperrt! Solch minderwertiges Gsindl darf kein Privileg haben, frei tun und machen zu dürfen was es will! Lebenslang hätte er im Gefängnis sitzen müssen! Sechs Jahre, pff. Nur sechs Jahre hat das Gefängnis uns vor ihm beschützt. Und dann wars soweit! Mein Führer hat mich im Stich gelassen. Gekommen sans und haben alles zerstört, was ich mir aufgebaut hab. Die deppatn Amis! Wir hätten so groß sein können. ICH hätte so groß sein können! Taugenichts alle miteinander. Auch diese jetzige Regierung, die nichts auf die Reihe bringt. Der alte soll wieder her. Bei ihm durfte ich alles machen, was ich wollte. Er hat mich in meinem Bereich unterstützt. Und jetzt sollen hilfreiche Ärzte, wie ich es war, bestraft werden? So a Gsindl, alle mitanand! 
Aber was solls. Aufregen erweckt nur Aufmerksamkeit. I muss nur meine Rolle als Dementer weiterspielen, dann kann mir niemand was anhaben. Und dieser Friedrich mit seinen beschmutzten Genen wird eh so wertlos enden wie sein Vater. Soll ruhig die ach so schlaue Republik sehen, was aus dem Gsindl wird. Nichts weiter als Probleme wird er verursachen. Ja! Ich werds euch allen schon noch zeigen!